Das Schneckenhaus

Wer mit einer Depression zu kämpfen hat, geht nicht gerne unter Menschen. Es ist die Antriebslosigkeit, die Angst vor Zurückweisung, die Sorge mit der eigenen Traurigkeit andere Menschen abstossen zu können. Depression heisst: „Nicht können können“. Ich habe auch meine Erfahrungen mit diesem Problem. Ich konnte und wollte auch sehr lange Zeit „nicht nach draussen“. Dieses Problem wurde erst mit Abstand zur Depression weniger schwer. Ich weiss heute das meine Depression chronisch ist. Aber ich gehe unter Menschen. Auch wenn es noch so schwer fällt. Mit jeder Vermeidung wird die Depression tiefer. Mit jeder Flucht wird der Weg ins Leben weiter. So gehe ich unter Menschen, auch (oder gerade?) wenn es mir besonders schwer fällt. Menschen sind soziale Wesen und auf Kontakt zu anderen Menschen angewiesen. Sicherlich braucht es auch Phasen der Ruhe und Einsamkeit. Aber diese Phasen sollten nicht zur Normalität führen. Sonst gehen soziale Fertigkeiten verloren. Das alles musste ich schmerzlich lernen. Aber was ich gelernt habe, setze ich um. Ich verziehe mich nur noch ins Schneckenhaus, wenn es absolut nicht mehr anders geht oder aber ärztlich angeordnet wird. Es ist wichtig, das Scheckenhaus wieder zu verlassen. Das Leben ist bunt und vielfältig. Das zu erleben ist für mich das beste Mittel gegen die Depression.